Vorsorgeuntersuchungen

Was bedeutet „Vorsorgeuntersuchung“?

Es gibt Krankheiten, die sich erst in fortgeschrittenen Stadien bemerkbar machen. Krebserkrankungen z.B. machen sich oft erst dann bemerkbar, wenn der Tumor schon weit fortgeschritten ist und nicht mehr gut behandelt werden kann. Um diese bösartige Krankheit rechtzeitig zu erkennen, wenn noch sinnvolle Behandlungsmöglichkeiten bestehen werden die verschiedenen Krebsvorsorgeuntersuchungen angeboten.

Auch für Krankheiten des Herzens gilt, daß sie sich oft erst bemerkbar machen, wenn etwas Schlimmes passiert. Herzinfarkte oder Schlaganfälle treten oft ohne Vorwarnung und völlig überraschend auf. Der Sinn von Vorsorgeuntersuchungen des Herzens besteht darin, eine Durchblutungsstörung des Herzens (= Koronare Herzkrankheit) frühzeitig zu erkennen, wenn sie noch keine Beschwerden verursacht, um dann die schlimmste Folge dieser Krankheit, den Herzinfarkt rechtzeitig zu verhindern.

Um die Koronarkrankheit zu verstehen müssen Sie wissen, daß ihre Entstehung mit den

Risikofaktoren für das Herz

zusammenhängt.

Schlagadern des Körpers, Herzkranzarterien ebenso wie Gehirn-, Nieren- oder Beinarterien erkranken nicht aus Langeweile, sondern weil sie unter dem Einfluß von Risikofaktoren stehen. Zu solchen Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Blutdruck
  • erhöhtes Cholesterin im Blut
  • die Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Zigaretten rauchen
  • Übergewicht
  • körperliche Inaktivität
  • Herz- und Kreislaufkrankheiten (Herzinfarkt, Schlaganfall usw.) in der Familie (= Erbfaktoren)
  • Lebensalter
  • bestimmte Charaktereigenschaften der Menschen (Typ A-Verhalten)und
  • wahrscheinlich auch der Streß.

Bei allen Vorsorgeuntersuchungen des Herzens spielt die Suche nach diesen Risikofaktoren eine entscheidende Rolle.

Was gibt es für Vorsorgeuntersuchungen des Herzens?

Man unterscheidet 2 Formen:

  • Primäre Vorsorgeuntersuchungen
  • Sekundäre Vorsorgeuntersuchungen

Sekundäre Vorsorgeuntersuchungen (Sekundärprävention)

werden bei Menschen durchgeführt, von denen man weiß, daß sie schon herzkrank sind, weil sie Angina pectoris haben, einen Herzinfarkt, eine Bypass-Operation oder eine Ballonerweiterung überstanden haben.

Bei diesen Menschen geht es zum einen um die Feststellung, ob die schon bekannte Herzkrankheit stabil verläuft oder ob sie weiter fortgeschritten ist. Zum anderen muß geprüft werden, ob die Behandlung der Risikofaktoren ausreichend ist, um eine Verschlechterung der Krankheit zu verhindern.

Im Rahmen solcher Sekundärpräventionsuntersuchungen unterhält sich der Arzt mit Ihnen, um evtl. Veränderungen der Beschwerden zu erfragen oder um zu hören, ob Sie ihre Medikamente gut vertragen (Anamnese). Zusätzlich werden aber auch eine körperliche Untersuchung, ein EKG, Belastungs-EKG, Echokardiographie und bestimmte Blutuntersuchungen (Cholesterin (besonders LDL-Cholesterin), Nüchtern-Blutzucker bzw. bei Diabetikern: „Langzeit-Zuckerwert“ (HBA1c) durchgeführt.

Diese Untersuchungen sollten einmal jährlich durchgeführt werden. Sie sind kostenlos und werden auf Überweisung Ihres Hausarztes durchgeführt.

Primärprävention

Wenn man von Vorsorgeuntersuchungen spricht meint man aber in der Regel die Primärprävention Sie wird immer dann eingesetzt, wenn noch keine bekannte Herzerkrankung bekannt ist und wenn ein Mensch sich eigentlich noch wohl und gesund fühlt. In diesem Zusammenhang sollen 3 Fragen beantwortet werden:

  • Habe ich die Krankheit schon?
  • Bin ich gefährdet, die Krankheit zu bekommen?
  • Was kann ich tun, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern?

Sinnvollerweise geht man bei solchen primären Vorsorgeuntersuchungen stufenweise vor:

Am Anfang steht ein „Basisprogramm“, zu dem neben der Erhebung der Vorgeschichte mit der Frage nach Beschwerden, Vorkrankheiten und Risikofaktoren auch eine körperliche Untersuchung, ein EKG und die Bestimmung von bestimmten Blutwerten wie Cholesterin und Nüchtern-Blutzucker gehören. Dieses Basisprogramm ist für alle Versicherten von 35 Lebensjahren und älter alle 2 Jahre kostenlos („Check-up 35“).

Mit Hilfe dieser wenigen Untersuchungsergebnisse kann man Risikowerte berechnen, die das Risiko des Menschen beschreiben, zukünftig eine bedeutsame Herz- oder Gefäßkrankheit (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu bekommen. Es gibt verschiedene Methoden, um solche Risikoberechnung durchzuführen, z.B. die PROCAM-Methode oder die Methode der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (Eine andere Methode (FRAMINGHAM-Methode) sollte bei uns in Europa nicht angewendet werden, weil die Daten, auf denen die Auswertung beruht nur an amerikanischen Menschen erhoben wurden).

Ob man nachfolgend weitere Untersuchungen wie Belastungs-EKG, Szintigraphie oder die verschiedenen CT-Untersuchungen durchführen sollte hängt davon ab, wie hoch der Risikowert aus den Untersuchungen des Basisprogramms ist oder ob sich vielleicht schon mögliche Vorstadien der Koronarkrankheit gezeigt haben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß viele Menschen enttäuscht sind, wenn sie ein solches sehr einfaches Basisprogramm absolvieren, denn sie stellen sich vor, daß im Rahmen einer solchen Vorsorgeuntersuchung zahlreiche Maschinen zum Einsatz kommen müßten. Sie denken dabei an ein Belastungs-EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und der großen Schlagadern des Körpers, an CT- oder MRT-Untersuchungen. Wenn man ein solches Ansinnen hat sollte man bedenken:

  • Solche Zusatzuntersuchungen helfen bei primären (!) Vorsorgeuntersuchungen nicht weiter, denn sie liefern keine zusätzlichen Informationen. (Bei Verlaufsuntersuchungen (Sekundärprävention) ist das etwas ganz anderes!)
  • Check-up 35-Untersuchungen sind kostenlos, die zusätzlichen Untersuchungen hingegen nicht. Man muß sie selber bezahlen und sie sind z.T. ziemlich teuer.
  • Viele Anbieter solcher aufwendigen Vorsorgeuntersuchungen arbeiten auf kommerzieller Grundlage, d.h. sie möchten Geld verdienen.
  • Im Internet finden Sie viel gesichertes Wissen, aber ein sehr großer Teil dessen, was Sie hier lesen ist schlicht und einfach Reklame. Für Laien ist es oft schwer, die Werbe-Beiträge von den seriösen zu unterscheiden. Daher:

Wenn Sie an eine Vorsorgeuntersuchung denken lassen Sie sich von einem Arzt Ihres Vertrauens beraten: Was muß man machen und was ist entbehrlich?

Wenn Sie sich für Vorsorgeuntersuchungen interessieren können Sie eine ausführliche Broschüre (werbe-frei, denn ich verdiene nix daran!) bekommen, wenn Sie hier klicken (www.meinherzdeinherz.info und dann „Untersuchungen“)

 

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