Nach einer Herzklappen-OP

Sie haben eine neue Herzklappe bekommen. Dies ist notwendig gewesen, weil Sie Ihr „alte“ Herzklappe defekt war, nicht mehr richtig gearbeitet hat, Ihr Herz geschwächt oder die kräftige Arbeitsweise Ihres Herzens bedroht hat.

In diesem Merkblatt möchte ich Sie kurz über das „Leben nach einer solchen Operation“ informieren.

WAS IST BEI DER OPERATION GESCHEHEN?

Bei der Herzklappen-Operation hat der Chirurg Ihre alte defekte Herzklappe entfernt und gegen eine „neue“ Klappe ausgetauscht. Dabei hat er entweder eine „Bioprothese“ oder eine künstliche Herzklappe benutzt.

„Bioprothesen“ sind Herzklappen, die eigentlich vom Schwein stammen. Diese Schweineklappe ist derartig umgebaut worden, daß sie der Funktion der menschlichen Klappe sehr stark ähnelt und eigentlich wie eine natürliche Herzklappe des Menschen funktioniert.

Die „künstliche Herzklappe“ hingegen stammt aus der Fabrik. Sie besteht aus Stahl, Stoff und Kunststoff. Die meisten heute verwendeten Kunstklappen arbeiten wie eine Tür mit 2 Flügeln (siehe Abbildung, die Sie im Internet auf der Website sehen können).

WELCHE UNTERSCHIEDE GIBT ES ZWISCHEN DIESEN KLAPPEN?

Beide Klappentypen unterscheiden sich nicht in ihrer Funktion: Sie ersetzen die Arbeit Ihrer natürlichen Herzklappe mehr oder weniger perfekt, dennoch gibt es Unterschiede:

Die künstliche Herzklappe besteht aus Materialien, die der Körper eines Menschen als Fremdkörper empfindet. Daher kann es an diesen Klappen Blutgerinnsel bilden, die den Mechanismus der Klappe zerstören können. Um solche Gerinnselbildungen zu verhindern muß man als Träger einer künstlichen Herzklappe lebenslang ein Medikament zur Blutverdünnung (Marcumar®) einnehmen, Aspirin, ASS oder die „neuen Blutverdünner“ (z.B. Xarelto®, Pradaxa® o.ä.)  sind hier nicht ausreichend und sogar gefährlich.

Diesem Nachteil steht als Vorteil gegenüber, daß eine künstliche Herzklappe ewig hält, d.h. sie verschleißt nicht.

Die Bioprothese hingegen wird vom Körper nicht als fremdes Gewebe erkannt (weil das Schwein in vieler Hinsicht große Ähnlichkeit mit dem Menschen hat – pardon!). Aus diesem Grund entstehen an diesen Klappentypen keine Blutgerinnsel und es ist nicht erforderlich, Marcumar® einzunehmen; jedenfalls solange nicht, wie keine Herzrhythmusstörung namens „Vorhofflimmern“ vorliegt.

Dem Vorteil, kein Marcumar einnehmen zu müssen steht aber der Nachteil gegenüber, daß Bioprothesen nach etwa (10 -) 15 Jahren verschlissen sind und dann durch eine erneute Operation ausgetauscht werden müssen.

WAS MUSS ICH NACH DER OPERATION BEACHTEN?

Zunächst einmal:

Sie sind operiert worden, damit Sie wieder ein weitest gehend normales Leben führen können. Es wird nicht notwendig sein, daß Sie die Klappe schonen müssen (z.B. damit sie länger hält). Alle Klappenprothesen sind sehr solide und stabil gebaut, körperliche Anstrengung vertragen sie ohne Schaden zu nehmen.

Es ist gut möglich, daß Ihr Herzmuskel vor der Operation durch den Herzklappenfehler, den Sie ja immerhin viele Jahre lang hatten geschwächt worden ist (= Herzschwäche = Herzinsuffizienz (siehe auch, wenn Sie hier klicken)).

Diese Herzschwäche wird sich in den Monaten und Jahren nach der Operation wahrscheinlich wieder langsam verbessern. Manchmal verbessert sie sich aber auch nicht, das hängt davon ab, welchen Schaden der Herzmuskel vor der Operation genommen hatte. Ihr Kardiologe wird diese Veränderungen Ihrer Herzkraft in den regelmäßig stattfindenden Untersuchungen Ihres Herzens verfolgen. Dabei wird er Ihnen nach den regelmäßigen Untersuchungen auch sagen, in welchem Umfang und mit welcher Intensität Sie sich körperlich belasten können oder ob Sie sich noch schonen müssen.

In einigen Fällen werden Sie auch nach der Operation eine Herzrhythmusstörung namens „Vorhofflimmern“ haben.

Diese Rhythmusstörung hat in der Regel nichts mit der Operation und auch nicht unbedingt etwas mit dem Herzklappenfehler zu tun, dessentwegen Sie ja operiert worden sind. Vorhofflimmern ist eine sehr häufig auftretende Herzrhythmusstörung, die auch Menschen betreffen kann, die keinen Herzklappenfehler, keine Herzoperation und keine Herzschwäche haben. Sie werden mit dieser Herzrhythmusstörung gut leben können und Sie werden sie wahrscheinlich garnicht bemerken. Dennoch muß der Arzt nach dieser Herzrhythmusstörung suchen, denn unabhängig von der Art der bei Ihnen implantierten Herzklappenprothese bedeutet Vorhofflimmern die erhöhte Gefahr für die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen und an der künstlichen Herzklappe. Daher müssen auch Menschen mit Bioprothesen immer dann Marcumar® einnehmen, wenn Vorhofflimmern auch schon vor der Operation vorlag, es aber durch die Operation nicht beseitigt werden konnte oder wenn diese Herzrhythmusstörung nach der Operation auftritt.

Vielleicht ist Ihnen bei der Herzoperation nicht nur eine neue Herzklappe eingepflanzt worden, sondern möglicherweise haben Sie auch Bypass-Gefäße bekommen müssen, um verengte Herzkranzarterien zu behandeln. Lesen Sie hierzu die speziellen Informationen über eine Bypass-OP, wenn Sie hier klicken.

Bitte beachten Sie nach Ihrer Klappenoperation die folgenden Dinge:

  • Ernähren Sie sich gesund, d.h. essen Sie viel Gemüse und Obst und meiden Sie Fett und zuckerhaltige Speisen oder Getränke. Auch ein Gläschen Wein kann nicht schaden. Denken Sie aber daran, daß Ihre Ernährung Einfluß nehmen kann, wie das Marcumar®, das Sie vielleicht einnehmen müssen wirkt. Lesen Sie hierzu die Marcumar®-Informationen.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Es muß kein spezieller Sport sein. Es reicht, wenn Sie jeden Tag vielleicht 15 Minuten spazieren gehen (zügig, aber nicht rennen!), wenn Sie zum Einkaufen nicht mehr mit dem Auto fahren, sondern zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren; benutzen Sie die Treppe und nicht den Lift!
  • Nehmen Sie die Medikamente, die Ihnen Ihr Hausarzt oder Kardiologe verschreiben gewissenhaft und nach Vorschrift ein. Sie bekommen diese Medikamente nämlich nicht, damit es Ihnen besser geht (meistens geht es Ihnen nach der Operation nämlich auch ohne Medikamente sehr gut). Sie sollen vielmehr dafür sorgen, daß der Zustand Ihres Herzens auch auf Dauer so gut bleiben, wie er unmittelbar nach der Operation ist. Mit anderen Worten: Die Medikamente, die Sie auch nach der Operation einnehmen müssen sollen Ihnen helfen, lange und gut zu leben!
  • Nehmen Sie das Angebot Ihrer Krankenkasse und Ihrer Ärzte wahr und lassen Sie sich regelmäßig untersuchen:

NACHUNTERSUCHUNGEN

Nachuntersuchungen sind wichtig. Sie sollen klären, ob die neue Herzklappe gut funktioniert, ob die Bioprothese, die Sie evtl. bekommen haben noch nicht verschlissen ist und wie sich Ihr Herzmuskel entwickelt.

Bei diesen Untersuchungen werden einmal jährlich EKG, Belastungs-EKG und auch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt werden. Am wichtigsten sind aber (wie bei allen Arztbesuchen!) das Gespräch, das der Arzt mit Ihnen führt und in dem er z.B. nach Ihren Beschwerden fragt und eine körperliche Untersuchung (!).

WANN MUß ICH WIEDER ZUM ARZT?

Ihr Kardiologe oder Hausarzt wird Ihnen am Ende der aktuellen Untersuchungen sagen, wann Sie zur nächsten Kontrolle kommen sollten. Bringen Sie zu diesen Terminen immer Ihre letzten Blutwerte und Ihre Medikamente mit!

Besprechen Sie sich auch mit Ihrem Hausarzt, wie oft er Sie nach der Operation sehen möchte, beispielsweise um den Quickwert (bei Marcumar®-Patienten) zu messen, bestimmte spezielle Blutwerte und Ihre Risikofaktoren zu überprüfen und nach evtl. Nebenwirkungen der Medikamente zu suchen.

WELCHE MEDIKAMENTE MUß ICH EINNEHMEN?

Es gibt hier keine pauschale Empfehlung, denn jeder „Herzklappen-Patient“ ist anders. Damit Sie nichts vergessen benutzen Sie einen Medikamentenzettel und lassen Sie den Arzt hier Ihre Medikamente eintragen.

 

Wenn Sie sich genauer über Ihre Herzkrankheit informieren möchten: Besuchen Sie uns im Internet unter www.meinherzdeinherz.info und sehen Sie in dem Kapitel „Wissen“ nach weiteren Informationen, die Sie hier kostenlos bekommen.

2 Gedanken zu “Nach einer Herzklappen-OP

  1. „Guten Tag,
    mit aktuell leichten Anzeigen einer Aortenklappenstenose widme ich viel Zeit dem Thema Herzklappen-OP. Offen ist vor allem die Frage, ob ich nicht auch im hohen Alter einmal in die Situation kommen werde, Gerinnungshemmende Arzneien einzunehmen. Auch sorge ich mich darum, dass blutgerinnungshemmende Medikamente zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr vertragen werden. Wird die mechanische Herzklappe in solchen Fällen in einer weiteren Operation gegen eine biologische Herzklappe ausgetauscht.
    Vielen Dank vorab.
    H. Gerstermann“

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    • Liebe Frau Westermann,
      ganz allgemein hat das Alter mit dem „Vertragen“ gerinnungshemmender Medikamente nichts zu tun, jedoch steigt mit zunehmendem Alter das Risiko solcher Behandlungen (z.B. durch Blutungen usw.); dies betrifft sowohl Menschen, die Marcumar als auch diejenigen, die die neuen Gerinnungshemmer einnehmen müssen.
      Aus diesem Grund dürfen die neuen Gerinnungshemmer auch bei älteren Menschen nicht verordnet werden. Diese Medikamente dürfen aber ohnehin bei Menschen mit mechanischen Herzklappenprothesen nicht gegeben werden, weil sie in diesen Situationen keinen ausreichenden Schutz vor der Bildung von Gerinnseln auf der Klappenprothese bieten.
      Was spricht denn gegen die primäre Implantation einer biologischen Aortenklappenprothese (ein späterer Austausch einer mechanischen gegen eine biologische Klappenprothese wird wegen des OP-Risikos nicht erfolgen!)? Bei biologischen Klappen benötigen Sie, es sei denn aus anderen Gründen keine Gerinnungshemmer.
      Ihr
      Dr. A. Lauber

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