Ich möchte Sie hier kurz über 2 Untersuchungsmethoden informieren, die in der Kardiologie sehr wichtig sind:
Herzkatheteruntersuchung
Eine Herzkatheteruntersuchung wird meistens durchgeführt, um Herzkranzgefäße genau untersuchen zu können.
Die Herzkranzarterien sind dafür zuständig, daß der Herzmuskel mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Es gibt eine Arterie, die die Vorderwand des Herzens, eine weitere Arterie, die die Hinterwand und eine weitere Arterie, die die Seitenwand des Herzens versorgt. Diese 3 Gefäße sind sehr dünn (am Ursprung ca. 4 mm dick) und liegen auf der Außenseite des Herzens. Man kann sie weder auf einem normalen Röntgenbild des Herzens noch im Ultraschall erkennen.
Um diese Gefäße sehen zu können muß man sie mit Kontrastmittel anfüllen und sie dann röntgen. Genau hierzu ist die Herzkatheteruntersuchung da:
Der Arzt führt einen dünnen Plastikschlauch (= „Herzkatheter“) von einer kräftigen Schlagader in der rechten Leiste aus bis zum Herzen vor. Um den Katheter in die Leistenarterie einführen zu können wird die Haut über der Arterie betäubt, damit der Einstich in das Gefäß mit einer Nadel nicht weh tut. Den Weg des Katheters von der Leiste zum Herzen spürt man nicht, denn die Adern, durch die der Katheter „läuft“ sind an den Innenseiten taub und gefühllos. Der Arzt beobachtet den Lauf des Katheters im Röntgenbild und kann den Katheter dadurch stets in die richtige Richtung lenken. Am Herzen angekommen wird die Spitze des Katheters in die Herzkranzgefäße eingeführt. Danach spritzt der Arzt das Kontrastmittel in das Gefäß und filmt, wie sich die Adern anfärben. Indem er diese Kontrastmittelanfüllung aus verschiedenen Richtungen filmt kann er Verengungen oder Verschlüsse der Gefäße genau erkennen. Ebenfalls wird er die linke Herzkammer mit Kontrastmittel anfüllen, damit er genau sehen kann, ob der Herzmuskel überall kräftig arbeitet, ob er durch verengte Gefäße bereits geschädigt ist und wie die Herzklappen arbeiten.
Man spürt von einer Herzkatheteruntersuchung nur 3 Dinge: Den Einstich zur lokalen Betäubung in der Leiste, die Kontrastmittelfüllung der Herzkammer in Gestalt eines „sonderbaren“ (keinesfalls unangenehmen) Wärmegefühls im ganzen Körper einschließlich in Blase und Darm sowie in manchen Fällen Herzstolpern oder Herzklopfen, das auftritt, wenn der Arzt die Herzkammer von innen mit dem Katheter berührt. Alle anderen Dinge, d.h. den Weg des Katheters von der Leiste zum Herzen oder die Einspritzung nur kleiner Kontrastmittelmengen in die Herzkranzgefäße werden Sie nicht bemerken!
Während der gesamten Untersuchung werden laufend Ihr Blutdruck und Ihr EKG überwacht. Dennoch sind Komplikationen wie Entzündungen des Herzens, Blutergüsse in der Leistengegend, Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerwiegende Herzrhythmusstörungen möglich. Bedrohliche Untersuchungskomplikationen treten aber nur sehr selten (weniger als 1mal bei 1.000 Untersuchungen) auf.
Herzkatheteruntersuchungen sind heute Routineuntersuchungen, die sehr sicher sind und jeden Tag viele Tausend Mal durchgeführt werden. Ob eine solche Untersuchung ambulant durchgeführt werden kann (Sie kommen 4 Stunden nach der Untersuchung wieder nach Hause) oder ob sie im rahmen eines kurzen Krankenhausaufenthaltes durchgeführt werden sollte wird der Arzt vor der Untersuchung mit Ihnen besprechen.
Szintigraphie
Im Gegensatz zu einer Herzkatheteruntersuchung ist eine Szintigraphie vollkommen harmlos. Man kann bei dieser Untersuchung allerdings keine Herzkranzgefäße sehen, sondern man untersucht „nur“ die Durchblutung des Herzmuskels und sucht nach vielleicht bislang unentdeckten Narben.
Hierzu wird zunächst ein Belastungs-EKG durchgeführt. Am Ende der Belastung wird eine geringe radioaktiven Kontrastmittels in eine Vene des Armes eingespritzt.
Dieses Kontrastmittel ist so beschaffen, daß es mit dem Blutstrom zum Herzen und durch die Herzkranzarterien in den Herzmuskel fließt. Hier sammelt es sich nach ca. 1 Stunde an und hält sich für etwa 1-2 Stunden im Herzmuskel fest. Nach der „Verteilungsphase“ von etwa 1 Stunde werden Sie unter eine Spezialkamera gelegt, die im Verlauf von etwa 20 Minuten um Ihren Brustkorb fährt und dabei photographiert, wie sich das Kontrastmittel im Herzmuskel verteilt hat. Hierdurch stellt man die Durchblutung des Herzmuskels unter Belastung dar.
Am folgenden Tag wird man die Untersuchung wiederholen, dieses Mal jedoch ohne Belastungstest, d.h. es wird Kontrastmittel in die Vene eingespritzt und nach etwas 2 Stunden wiederum photographiert, wie es sich im Herzmuskel verteilt hat.
Die Grundüberlegung dieser Untersuchung besteht darin, daß sich das Kontrastmittel im Normalfall gleichmäßig in allen Teilen des Herzmuskels verteilen sollte. Wenn eine der Herzkranzgefäße verengt ist fließt durch diese verengte Ader weniger Kontrastmittel zum Herzmuskel als in den anderen gesunden Gefäßgebieten. Man kann dann auf den Photographien sehen, daß an bestimmten Stellen weniger Kontrastmittel ankommt als an deren Stellen. Dies ist keinesfalls ein Beweis dafür, daß die in dieses vermindert angefärbte Gebiet führende Herzkranzarterien verengt ist, aber ist ein dringender Verdachtsmoment, der dann in der Regel unbedingt durch eine Herzkatheteruntersuchung geklärt werden muß.
Eine Szintigraphie liefert anders als eine Herzkatheteruntersuchung keine 100%ige Gewissheit über den Zustand Ihrer Kranzgefäße. Es gibt Menschen, bei denen die Untersuchung Durchblutungsstörungen „vortäuscht“, obwohl die Herzkranzgefäße vollkommen gesund sind und es gibt Menschen, bei denen die Untersuchung eine vielleicht tatsächlich vorliegende Gefäßverengung und Durchblutungsstörung fälschlicherweise nicht erkennt. Die Treffsicherheit einer Szintigraphie liegt daher im Gegensatz zu einer Herzkatheteruntersuchung (100%) nur bei 80 – 85%.
Gibt´s da nicht noch etwas anderes?
Gibt es und zwar in Form einer „Streß-Echokardiographie“, einer MRT- oder CT-Untersuchung:
Beim Streß-Echo wird der Patient belastet. Die ideale Belastungsform ist die auf dem Fahrradergometer (ebenso wie beim Belastungs-EKG), ist dies aber nicht möglich verwendet man Medikamente, die man während der Untersuchung als Infusion gibt und die das Herz „chemisch“ antreiben. Man sieht sich die linke Herzkammer dann im Ultraschall an und beobachtet, ob sich bestimmte Herzwände unter der Belastung schlechter bewegen als in Ruhe. In einem solchen Fall geht man davon aus, daß diese Wand schlechter mit Blut versorgt wird und daß die Ader, die diese wand mit Blut versorgt verengt oder sogar verschlossen ist. Die Ader selber kann man nicht sehen.
Ein MRT (Magnet-resonance-Tomographie) ist die bildliche Darstellung des Herzens mit einem speziellen CT-Gerät. Dieses Gerät arbeitet ohne Röntgenstrahlen und stellt das Herz (und viele andere Organe und Körperteile) mit Hilfe eines sehr starken Magneten dar. wird der Magnet eingeschaltet so richten sich alle Atome des Körpers in einer bestimmten Richtung aus; schaltet man den Magneten ab so trudeln die Atome wieder in ihre ursprüngliche Bewegungsrichtung. Bei dieser Rückbewegung werden winzige Energiemengen frei, die von anderen großen Magneten aufgefangen und dann nachfolgend elektronisch verarbeitet werden. Aus dieser elektronischen Verarbeitung entstehen die MRT-Bilder.
Mit einer MRT-Untersuchung kann man die Adern sehen, die Qualität der Bilder ist allerdings nicht sehr gut. Der Hauptgrund zur Durchführung der Untersuchung ist ebenso wie beim Streß-Echo die Beobachtung der Bewegungen der einzelnen Herzwände unter Belastung. Aus einer evtl. Bewegungsstörung kann man (ebenso wie beim Streß-Echo) folgern, daß die Durchblutung dieser Wand durch eine verengte oder verschlossene Ader gestört ist. Weil ein Fahrradergometer in der Nähe der starken Magneten eines MRT-Gerätes nicht funktionieren würde benutzt man für die Belastung des Herzens bei dieser Untersuchung ausschließlich Medikamente.
Man kann zudem auch für eine MRT-Untersuchung Kontrastmittel einspritzen. Mit Hilfe dieses Kontrastmittels kann man Narben des Herzmuskels (z.B. nach Entzündungen oder Herzinfarkten) sehen und auch Durchblutungsstörungen feststellen, wenn man nämlich sieht, daß das Kontrastmittel verlangsamt von der Außen- zur Innenschicht des Herzens wandert.
Und dann gibt es schließlich noch das Röntgen-CT. Ich möchte nicht genauer darauf eingehen, denn es erfordert den Einsatz eines „normalen“ Röntgenkontrastmittels ud ist mit einer relativ hohen Röntgen-Strahlenblastung verbunden. Die Technik des Röntgen-CTs wird aber immer besser, denn die großen Hersteller dieser Geräte arbeiten mit Hochdruck daran.
Ja was denn nun? Herzkatheter, Streß-Echo oder MRT?
Man kann diese Frage nicht pauschal beantworten, denn sie hat etwas mit „Wahrscheinlichkeit“ zu tun:
Jeder Arzt setzt bei seiner Suche nach der Ursache von Beschwerden solche „Wahrscheinlichkeiten“ ein. Kommt man beispielsweise zum Arzt und klagt über Schmerzen im linken Daumen dann fragt der Arzt danach, wobei diese Schmerzen angefangen haben und er wird sich ansehen, die der Daumen aussieht. Berichtet der Patient darüber, daß die Schmerzen angefangen hätten als er versucht hat ein Bild an der Wand aufzuhängen und dabei mit dem Hammer gearbeitet habe und sieht der Arzt einen roten Daumennagel dann ist die Sache klar: Hammerschlag auf den Daumen = Diagnose klar.
Berichtet aber jemand z.B. über Schmerzen in der linken Brustseite dann kann dies verschiedene Ursachen haben: Natürlich das Herz, aber es könnte ebenso eine Wirbelsäulenkrankheit, eine Säure-Reizung der Speiseröhre infolge eines undichten Ventils zwischen Magen und Speiseröhre, eine Reizung der Knorpelstückchen zwischen Rippen und Brustbein oder eine Reizung der weiblichen Brust sein. Aus verschiedenen Informationen wird der Arzt nun versuchen, die Wahrscheinlichkeit dafür zu bestimmen, daß eine der in Frage kommenden Ursachen verantwortlich ist.
Ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß es das Herz ist sehr groß wird er keine andere Untersuchung anordnen müssen als eine Herzkatheteruntersuchung, denn nur hier sieht man mit 100%iger Gewissheit die Herzkranzgefäßverengung und kann sofort auch die notwendige Behandlung (Medikamente, Ballonerweiterung mit Stent-Einpflanzung oder Bypass-Operation) festlegen.
Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Herzkrankheit sehr gering wird wahrscheinlich keine der genannten Untersuchung erforderlich sein.
Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Herzkranzgefäßerkrankung aber mittelmäßig groß dann kommt eine der genannten Untersuchung (Streß-Echo, MRT oder CT) in Betracht. In dieser Situation dienen diese Untersuchungen zu nichts anderem als zur Klärung der Frage, ob die Herzkranzgefäße ein Problem haben oder nicht. Welche dieser Untersuchungen der Kardiologe empfiehlt oder sogar selber durchführt hängt sehr stark davon ab, welche Erfahrung er mit den einzelnen Untersuchungen hat und welches Risiko (auch Strahlenrisiko) die einzelnen Untersuchungen haben. Ist die Untersuchung auffällig und deutet auf ein Problem mit den Herzkranzadern hin dann muß die Herzkatheteruntersuchung stets der nächste Schritt sein. Es hat also keinen Sinn, z.B. ein Streß-echo durchführen zu lassen, wenn man (aus welchen Gründen auch immer) nachfolgend nicht ggfs. auch eine Herzkatheteruntersuchung durchführen ließe.
Und à propos Streß-Echo:
In vielen Fällen kann das Streß-Echo keine vernünftigen Ergebnisse liefern, denn Herzpatienten sind oft schwer zu beschallen. Dies liegt daran, daß die Lungen oft durch langjähriges Rauchen geschädigt sind und viel lufthaltige Lunge über dem Herzen liegt, was für eine Ultraschalluntersuchung sehr ungünstig ist. Oder daß die Patienten stark übergewichtig sind, sodaß die Ultraschallstrahlen auf dem Weg zum und vom Herzen weg durch die Fettschicht stark abgeschwächt werden und dadurch schlechte Bilder erzeugt werden. Auch solche Faktoren müssen berücksichtigt werden, wenn man sich entscheiden muß, welche Untersuchung man anwenden muß, um zu Klären, ob das Herz krank ist oder nicht. Man sollte solche Untersuchungen daher immer mit einem Kardiologen besprechen und sich dabei die Vor- und Nachteile der einzelnen Untersuchungen erklären lassen.
Wenn Sie mehr über die erwähnten Untersuchung wissen möchten und vielleicht auch kurze Filme über das Aussehen der Herzkranzgefäße oder die typischen bunten Szintigraphiebilder gesunder und kranker Herzen sehen möchten gehen Sie doch mal auf die website „www.meinherzdeinherz.info“ und klicken Sie auf „wissen“.
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